Möpse sind tatsächlich in einigen Punkten anders als andere Hunde, und zwar im Verhalten noch mehr als im äußeren Erscheinungsbild. Nehmen wir nur mal ihre Reaktion auf Gewitter, auf Blitz und Donner. Ich kenne Familien, die fast ganzjährig von ihrem großen wehrhaften Hund verteidigt und beschützt werden. Bei Blitz und Donner muss sich jedoch mindestens ein Familienmitglied ganz dem Schutz des armen Häufchens Elend widmen, dass sich zitternd unter das Sofa oder das Bett verkrochen hat.
 
Ganz anders in der Familie, die einen gemeinen Hausmops beherbergt. Beim ersten Aufleuchten eines Blitzes verändert sich die Mopsmimik, der Gesichtsausdruck wird erkennbar unwirsch. Sobald das Donnergrollen hörbar wird, verlangt der keine Kerl dringend, nach draußen gelassen zu werden, um dort dann in Richtung Himmel zu pöbeln – er verbittet sich mit empörtem Bellen und nach hinten auskeilenden Hinterläufen diesen Lärm in seinem Umfeld. Sehr zufrieden mit sich selbst kommt er wieder ins Haus („Dem da oben habe ich es aber gegeben!), um beim nächsten Blitz-Donner-Einbruch wieder in der beschriebenen wütenden Weise tätig zu werden. Niemand kann als Mopsmensch einer ursprünglich vorhandenen Gewitterangst nachgeben, das Mopsverhalten ist einfach zu komisch, um solche Ängste noch empfinden zu können.

Oder die Silvesterfeuerwerke. Da gibt es Familien, in denen mindestens ein Mitglied die Zeit um Mitternacht herum mit dem armen verängstigten großen Hüter des Hauses in einem abge-dunkelten Raum hinter heruntergelassenen Jalousien bei auf über Zimmerlautstärke abgespielter Rockmusik verbringt, um den großen Kerl vor einem Nervenzusammenbruch zu bewahren. Anders in der Mopsfamilie. Für die kleinen Kerle ist das Silvesterfeuerwerk nichts anderes als ein grandioses Gewitter, damit können sie locker umgehen. Schimpfen bis der Krach wieder aufhört.
 
Mir fällt für diese Besonderheit im Mopsverhalten nur eine Erklärung ein: möglicherweise ist durch konsequente Zuchtauslese in den Möpsen das Angstgen rausgezüchtet oder doch zumindest deutlich minimiert worden. Weil nun aber völlige Angstlosigkeit unnatürlich, vielleicht sogar ungesund ist, haben Möpse sich ihre eigenen Ängste geschaffen, Angste die den meisten anderen Hunden und erst Recht uns überzüchteten Menschen völlig unbekannt sind.

Möpse haben große Probleme mit Gespenstern. Überall können die plötzlich auftauchen – wir sitzen zum Beispiel im Sommer friedlich auf der Veranda, umgeben von harmonisch schnarchenden Möpsen. Plötzlich hebt einer den Kopf, sein Schnäuzchen nimmt durch unwilliges Kräuseln die bekannte Form einer reifen Erdbeere an, die Augen lassen den vom Standard geforderten feurigen Ausdruck erkennen (when exited, full of fire), der kleine Kerl springt auf und rast auf die hintere Hausecke zu, hinter der er wüst schimpfend verschwindet, den größeren Teil des Rudels laut pöbelnd auf den Fersen.

Wir kennen das und nehmen es gelassen hin, während überraschte Gäste erst mal ziemlich verunsichert um eine Erklärung bitten. Wir machen das ganz kurz: „Gespenster.“ „Aha“. Kurz darauf kommt das gesamte Jagdrudel hochzufrieden zurück: „Dem haben wir es aber gegeben“ und nimmt wieder die Schlafposition um uns herum ein.

Möpse sind nun mal anders.

Autor: Inge Weßling, Zuchtleitung/Deutscher Mopsclub e.V.